Gegen Bilder sind Fakten oft machtlos

FotoEs ist verflixt schwer. Dutzende Bilder fluten Twitter und Facebook, etwa aus dem Gazastreifen. Schwer zu destillieren, was ist wahr, was ist falsch. Zu oft sitzt man Propaganda oder Desinformationen auf. Wenn sie auch noch die emotionalen Synapsen anfunken, bleiben Fakten auf der Strecke. Emotionen, knallen besser.

Die Wahrheit kann mies anstrengend sein. Immer dieses lästige Fakten prüfen, immer dieses auf das letzte Körnchen Wahrheit abklopfen. Und doch bleibt zuweilen das lästige Gefühl, womöglich doch etwas Falsches über Twitter oder Facebook zu jagen. Dann lieber nicht. Dann lieber nicht? Oder lieber den Share-Knopf drücken, weil es schön wahr scheint, reißerisch-spektakulär oder eben so schaurig-schrecklich. Die Wahrheit dahinter? Bäh. Wen juckt es. Dichtung und Wahrheit. Hauptsache teilen, verbreiten, glauben, es wird schon irgendwie wahr und richtig sein. Follower, Likes generieren. Das zählt. Das ist fatal. Aber Emotionen gehen eben leichter vom Knopf als komplexe Fakten – die möglicherweise auch noch dröge sind. Dröge ist doof.

israel
Wahrheit, Wirklich, Fake, Fakten? ZDF @heutejournal-Video zu Propaganda in Kriegszeiten

Eine Binse. Emotionen laufen besser, machen wie vom Teufel getrieben viral besser die Runde, setzen sich fest, werden zu steineren, vorgeblichen Gewissheiten. Zerhauen müsste man diese, mit Hammer und Meißel, mit Dislike und Daumen-Runter.

Dichtung und Wahrheit, Propaganda und Fiktion. Der Korrespondent der ARD, Richard Schneider ( @rc_schneider) erzählt von seinen Erfahrungen im Gaza-Konflikt in der FAZ, spannend:

Die Sonne scheint, die Kinder schreien: Wie man die Wahrheit über den Krieg in Gaza erzählt, obwohl die Wahrheit sich hinter Propaganda und Desinformation verbirgt.

Im Netz tobt ein Social-Media-Krieg zwischen Israel und Hamas. Es ist ja auch nur ein Konfliktherd von vielen anderen. Und auch da gilt, es ist verflixt schwer, Dichtung und Wahrheit zu trennen, beides verschwimmt. Und Bilder sind immer mächtiger als wortreiche Texte.

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2 Gedanken zu “Gegen Bilder sind Fakten oft machtlos

  1. „When the legend becomes fact, print the legend“, wussten schon James Warner Bella und Willis Goldberg, als sie für John Ford das Drehbuch zu „Der Mann, der Liberty Wallace erschoss“ (1962) schrieben. Das gilt bis heute. Also wird fleißig an der Legendenbildung gebloggt, auf dass sie möglichst Wahrheit werde.
    Ich frage mich naiv, wie viele Kriege nach einigen Tagen in sich zusammenfielen, wenn sich alle drumrum einfach gelangweilt abwendeten, anstatt marktschreierisch Tote zu zählen, aufgeregt Rechtfertigungen zu drucken und quotengeil Rauchsäulen-vor-Sonnenaufgang-Bilder zu senden …

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